Tops und Flops

Sonntag, 10. April 2011






Das Rauschen der Blätter ist lauter als das Rauschen des Wassers. Wind rüttelt an den langen Armen der Bäume, lässt die frischen Blätter aneinander reiben. Die Stämme ächzen noch verschlafen unter dem Frühlingswind. Die Sonne spiegelt sich im gewellten Wasser, als wollte sie ihren blassen Anblick prüfen, nach endlos langen Wintermonaten. Der Boden gähnt, und streckt sich mit all seinen Gräsern. Enten dümpeln immer paarweise vor sich hin, tauchen ab, um danach ihr Gefieder wieder trocknen zu lassen.
Ameisen rüsten auf, bilden neue Armeen und sind trotzdem kaum zu sehen. Die noch kalten Steine lassen sich ihre Bäuche langsam wärmen. Erste Mücken und Wespen starten durch, um die Lüfte zu erforschen, auf der Suche nach saftiger Beute.
Auch ich hebe mein Gesicht in Richtung  Sonne, versuche die Wärme in mich aufzusaugen. Fülle meine Lungen mit der frischen Luft, die nach Erde, Blüten und Gras riecht. Die Zeit darf jetzt stehen bleiben- genau jetzt.

950 Millionen Menschen haben nicht genug Nahrung. 25 000 Menschen sterben täglich den Hungertod.
Weltweit sind über 100 Millionen Menschen obdachlos. Mindesten 600 Millionen Menschen leben in Unterkünften, die gefährlich oder gesundheitsschädigend sind.
Es gibt weltweit nur noch 3200 Tiger, noch 10% des Thunfischbestandes wohnt in unseren Meeren. Viele Tierarten sind bereits ausgestorben. Fischsterben, Ölteppich, Klimaerwärmung, Gletscherschmelze, Atomgau, Erdbeben, Tsunami, Dürre, Überschwemmung ...

Die Sonne wird von einer dicken Wolke zugedeckt. Es wird kühler und immer kälter, das Licht wird weniger, bis die Sonne ganz hinter schwarzen Schwaden verschwindet. Der Wind frischt auf, zerrt an meiner Kleidung, dicke Tropfen werden aus dem Himmel nach mir geworfen. Tropfen bilden Tränen, werden zu dicken Schnüren, dringen durch meine Stoffe, weichen mich auf. Lautes Heulen, Aufschrei der Bäumen- das Knacken und Knarren wird stärker. Jetzt ist es so dunkel, dass ich mich nicht mehr wegbewegen kann. Ich stehe da, tropfnass und durchgefroren. Bin alleine und zittere, längst nicht mehr nur wegen der Kälte ...
Mein idyllisches Plätzchen ist weg, verschwunden in bleierner Dunkelheit.
Die Zeit soll nicht mehr stehen bleiben. Ich möchte zurück, in meine kleine heile Welt, oder weit vorwärts, in mein warmes Zuhause.

Obdachlose überleben oft den Winter nicht. Wer kein Dach über dem Kopf hat, bekommt keinen Job. Wer keinen festen Job hat, bekommt oft keine Wohnung.
1300 Menschen sterben in der Schweiz jährlich nach einem Suizid. In der Schweiz sterben jährlich 11 Kinder an den Folgen von häuslicher Gewalt. Weltweit sind zwischen 100 und 140 Millionen Frauen an ihren Genitalien beschnitten worden. In jedem Jahr sind in Afrika 3 Millionen Mädchen von dieser Verstümmelung bedroht.
Noch immer fühlen sich Menschen aus anderen Kulturen fremd, werden verfolgt und bedroht.
Bis zu 70% der Frauen, die sich in Entwicklungsländern einer illegalen Abtreibung unterziehen, sterben an den Folgen.
Tiere werden vielerorts noch als Sache behandelt, ausgesetzt wenn sie nicht mehr gebraucht werden, und gequält wenn die Frustrationsgrenze hoch ist.


Noch immer stehe ich in der Finsternis, fürchte mich und friere. Mir geht etwas durch den Kopf:" Wir haben alles, aber schätzen es nicht. Wir wollen immer mehr, sind neidisch und missgünstig. Wir erkennen die Schönheit der Natur nicht, schätzen Tiere nicht, und halten uns für die Krone der Schöpfung. Wir leben nach dem Motto: Dem Anderen gehts schlecht? Hauptsache mir nicht ..."
Ich senke meinen Kopf und schäme mich- für die Menschheit. Nein, ich friere nicht mehr- fürchte mich nicht. Gebt mir mehr davon- wir haben es verdient!!!

Montag, 4. April 2011

Nachdenklich

Unser Leben ist zerbrechlich und unvorhersehbar. Das weiss jeder.
Doch wer denkt daran, wenn er morgens ins Auto sitzt um noch verschlafen durch den Nebel zu kurven? Wer verschwendet einen Gedanken an seine Organe, wenn er seine morgendliche Zigarette genüsslich inhaliert? Keiner überlegt was er seiner Leber zumutet, wenn er am Wochenende so richtig "Gas gibt".
Klar, würde man sich ständig solch düstere Gedanken machen, man würde sich depressiv und missmutig durch den Alltag kämpfen.
Gesundheit wird uns erst dann wichtig, wenn sie von der Krankheit besiegt wird.

Das Selbe kann man in der Natur beobachten. Wer trägt heute der Natur noch Sorge? Passiert jedoch eine solche Katastrophe, wie nun in Japan, dann ist der Aufschrei riesengross. Plötzlich denkt ein Jeder grün...
Heuchlerisch! Wir sind seit Jahrzehnten dabei, die Erdkugel systematisch zu zerstören- jeden Tag ein Stück mehr.
Was in Japan passiert ist furchtbar- keine Frage. Ich sehe es jedoch auch als "Klapps auf die Finger", einen Denkzettel, als letzte Chance um unser Handeln zu überdenken.
Genau so wie uns ein Herzinfarkt, Hirnschlag, Lungenembolie usw. ausbremst, um über unser Leben nachzudenken. Doch nicht jeder nimmt solch einen Warnschuss ernst ...

Unser Leben ist kurz und unvorhersehbar. Sitzen wir morgens vor der Zeitung, lesen die neusten Nachrichten aus Japan, die uns verängstigen, und ziehen zeitgleich an der Zigarette, sollten wir nachdenken was uns hier mehr schadet im Moment ...