Die letzten, schmutzigen Schneehäufchen sind weggeschmolzen. Voller Verzückung entdecke ich Schneeglöckchen und Primeln, die sich mühsam durch das braune Gras gezwängt haben, auf der Suche nach den ersten warmen Sonnenstrahlen. Doch was sieht mein von der knospenden Natur geblendetes Auge da Buntes aufblitzen? Eine leere Plastikflasche, die einst gefüllt war mit überzuckertem Tee, liegt zerdrückt im Acker. Ein paar Schreckenssekunden später erspähe ich das gesamte Luxusgeschirr einer namhaften Fastfood- Kette, ebenfalls in den noch leeren Furchen des Feldes. Umso weiter ich der Hauptstrasse entlang gehe, umso mehr Abfall entdecke ich. Frei nach dem Motto: „Aus dem Auto, aus dem Sinn.“ Ich frage mich, wie es wohl bei diesen Menschen zu Hause aussehen mag … Mir fallen diese TV- Sendungen ein, bei denen Fachleute sogenannten Messies helfen, ihren Haushalt wieder in Schuss zu bekommen. Schon oft habe ich mich gefragt, ob dieses Messietum zu einem Modewort geworden ist, denn was man da zu sehen bekommt, hat meist nicht mehr viel mit Sammelleidenschaft zu tun, schon eher mit Faulheit. Denn wer sich Lebensmittelkulturen auf dem Fussboden züchtet, der sammelt meiner Meinung nach nicht. Ausser vielleicht seltene Lebewesen …
Aber kommen wir zurück zum Abfall am Strassenrand. Ich glaube man muss nicht Mike Shiva in einer seiner dubiosen „Ratgebersendungen“ anrufen, um zu erfahren, dass es sich in den meisten Fällen um junge Menschen handelt, die ihren Abfall aus dem Autofenster entsorgen. Im Dorf, in dem ich früher gelebt habe, war stets der Bach verdreckt und zwar am schlimmsten war es entlang des Schulweges und in der Nähe des Dorfladens. Ich hätte mir gewünscht, dass die Schulkinder einmal im Monat mit den Lehrpersonen die Umgebung vom Abfall befreit hätten, als Lernprozess. Meine Tochter habe ich nur einmal erwischt, als sie mit etwa 12 Jahren etwas auf den Boden warf. Zur Rede gestellt meinte sie altklug, der Gemeindearbeiter werde ja dafür bezahlt um Schmutz aufzuheben und müsse auch etwas zu tun haben. Es muss an dieser Stelle nicht erwähnt werden, dass sie einer längeren Rede meinerseits beiwohnen musste. Heute, mit 17 Jahren, ist sie soweit, dass ihr Zimmer meist besser aussieht als mein Wohnzimmer. Obwohl sie fast mitten in der Nacht zur Arbeit muss, ist sogar das Bett stets gemacht. Nein, ich möchte damit nicht sagen, dass meine rhetorischen Fähigkeiten die mancher Politiker in Schatten stellen. Doch meiner Meinung nach können Eltern ihre Kinder so erziehen, dass sie später nicht Littering betreiben. So, ich habe genug über die Jugend hergezogen, denn die Alten sind in mancher Hinsicht kaum besser.
Da sieht man ältere Männer, die ihren Kropf auf den Asphalt entleeren, und dies äusserst geräuschvoll, was ich, milde ausgedrückt, als äusserst unappetitlich empfinde. Aber was beinahe noch schwerer wiegt, ist das Verhalten mancher Hundehalter. Keine Angst, ich bin selbst begeisterte Hundebesitzerin. Doch ich bücke mich für das allerkleinste verdaute Fleischteilchen, welches hinten aus meinem Vierbeiner heraus kugelt – und die sind wirklich winzig bei einem Hund von 3.5 Kilogramm … Und wisst Ihr was, ich hebe diese braunen Dinger nicht nur auf, mit einem Kotbeutel, ich trage diesen sogar mit mir mit, bis zum nächsten Robidog. So! Nein, ich mache diesen Modeboom nicht mit, in dem ich die Wiesen schmücke mit den, zugegeben schicken, orangefarbenen Plastiksäckchen. Man möchte denken, dass die Beutel nur zwischengelagert werden, bis der Spaziergänger diese beim Heimgang wieder einsammelt. Nein, dem ist nicht so! Sie liegen so lange dort, bis sie verblassen. Zugegeben verblassen sie auch deshalb, weil mein Hund diese markiert. Denn er pisst auf alles, was nicht auf den Boden gehört. Und da frage ich mich, wieso mein Hund weiss, was nicht auf den Weg gehört, aber ein Hundehalter nicht?
Vielleicht bin ich eine Meckerliese, doch ich finde das Orange der wachsenden Primeln um einiges schöner, als die kunstvoll verknoteten Säckchen gefüllt mit Exkrementen.
Schmeiss wech so schnell wie möglich es SCHNAPPT nach Dir.
AntwortenLöschenDein Schatz
Na ja da hast du den Nagel auf den kopf getroffen. Prozentual, benehmen sich immer mehr hundehalter korekt. Doch leider gibt es immer mehr davon. Grüesli und vielen Dank Sämi
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